In Europa weist man die Gründung einer Börse in Brügge (Belgien) im Jahr 1409 nach, im Allgemeinen spricht man daher von einer etwa 600 jährigen europäischen Börsengeschichte. Damit ist jedoch der mehr oder weniger organisierte Handel nach definierten Spielregeln, die Funktion von Maklern, gegebenenfalls das Eingreifen des Staates (zum Beispiel durch verordnetes Aussetzen des Handels in Krisensituationen) gemeint.
Die Spekulation als solche gehört zum menschlichen Grundnaturell, und wie weiter vorn erwähnt kannte man schon in der Antike den Einsatz von Optionen zur Absicherung gegen Kursschwankungen. Spekuliert wurde, seit Menschen Handel trieben, und warum auch nicht. Warum sollte nicht schon der Steinzeitmensch die neu entwickelten Speerspitzen bis zur nächsten Jagdsaison zurückhalten, um den Tauschwert nach oben zu treiben?
Die holländische Tulpenspekulation von 1630 bis etwa 1650 ist fast schon sprichwörtlich und wird gern als erste Spekulationsblase der Neuzeit zitiert, aber das greift mit Sicherheit zu kurz. Der Goldpreis zum Beispiel (die ersten Goldfunde datieren aus 4500 v. Chr.) unterlag irren Schwankungen, seit der lydische König Krösus um 560 v. Chr. die ersten Münzen aus dem gelben Metall prägen ließ. Und schon immer fragten sich die Marktteilnehmer, was an den Preisschwankungen durch wirtschaftliche Gegebenheiten und was durch blanke Spekulation begründet war.